Raumaufnahme; drei lebensgroße Skultpuren von Frauen in verschiedenen Gewändern

Raum 1

ANTIKE

Bis heute berufen sich die Menschen in ihrem Streben nach Schönheit und Harmonie immer wieder auf die Vorbilder der ägyptischen, vor allem aber der antiken griechischen und römischen Kulturen. Manches antike Stück wirkt so modern, als hätte es eben erst die Werkstatt des Töpfers oder Bronzegießers verlassen. Manchem modernen Stück hingegen haftet eine beinahe archaische Aura an.

Die künstlerische Auseinandersetzung mit den Vorbildern der antiken Kulturen ist in diesem Teil der Ausstellung besonders stark zu beobachten.

Raumaufnahme; drei antike Objekte aus Stein; eine Säule, ein Becken und die Statue einer Großkatze

Raum 2

SPÄTANTIKE & MITTELALTER

In der spätantiken Welt beanspruchte das Christentum die Führung vor allen anderen Religionen. Die Christen übernahmen Bildformen der antiken Götterwelt für ihre Darstellungen. So sind antike Geisteshaltung und Traditionen über die fränkische Zeit hinweg bis in das Mittelalter überliefert.

Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches ist ein deutlicher Verfall der technischen und künstlerischen Qualität der Erzeugnisse zu beobachten. Grundformen blieben für das Gebrauchsgeschirr jedoch bis weit in das Mittelalter charakteristisch. Im Gewebe-Kabinett zeigt das Museum außerdem Textilien aus koptischen Gräbern der nachpharaonischen Zeit Ägyptens.

 

Raumaufnahme; links eine Truhe aus Holz, rechts eine lange Vitrine mit metallischen Objekten, in der Mitte ein Holztisch

Raum 3

GOTIK

Gerätschaften aus verschiedenen Lebensbereichen vermitteln einen Einblick in die Alltagskultur des späten Mittelalters. Neben einfachen Gebrauchsgläsern kommen im 15. und 16. Jahrhundert die mit dicken Warzen besetzten „Krautstrünke“ und Nuppenbecher mit aufgeschmolzenen Glastropfen in Mode. Anspruchsvollere Tafeln waren mit Gefäßen aus Zinn und Messing gedeckt.

Mobiliar hat sich aus dieser Zeit nur wenig erhalten. Massive eisenbeschlagene Truhen dienten als universelle Behältnisse für den Hausrat. Mit Kissen belegt, fanden sie gleichzeitig als Sitzmöbel Verwendung.

reichverzierte gewebte Textile mit geometrischem Muster und figürlichen Motiven, hauptsächlich grün und gold

Raum 4

Spätgotik

Minne

Als Inbegriff der ritterlich-höfischen Kultur des Mittelalters erlebte die Minne ihren Höhepunkt im 12. Jahrhundert und wirkte noch Jahrhunderte lang nach. Der Begriff Minne war zunächst nicht auf die ritterliche Verehrung der hohen, edlen Frau begrenzt. Minne (althochdeutsch Minja oder Minna) bedeutete ursprünglich „Erinnerung, Gedenken“.

Im Lauf des 16. Jahrhunderts wurde das Wort Minne mehr und mehr auf die geschlechtliche Zuneigung, auf den bloß sinnlichen Genuss bezogen und schließlich als unanständig gemieden. Als Mädchenname begegnet uns Minna noch bis in unsere Zeit.

Raumaufnahme; rechts ein geschnitzter Flügelaltar in Gold, links zwei geschnitzte Figuren

Raum 5

SPÄTGOTIK

Sakrale Schnitzplastik

Sachsens Städte erlebten am Ausgang des 15. Jahrhunderts durch die Erz- und Silberfunde im Erzgebirge einen wirtschaftlichen Aufschwung, der seinen Ausdruck auch in zahlreichen Altarstiftungen fand. Der Flügelaltar (Wandelretabel) erwies sich als ideales Darstellungsmedium. Er erfüllte die in theologischen Schriften geforderten geistlichen Funktionen eines Bildwerkes ideal: erzählen, beeindrucken und erinnern. Die starke Realitätsnähe der teilweise mit Echthaar versehenen Schnitzfiguren verstärkte die persönliche und emotionale Beziehung zum Dargestellten.

Faltblatt Zwickauer Altar (PDF)Faltblatt Callenberger Altar (PDF)

Ausstellungsansicht: dunkelblaue Wände, links eine Vitrine mit Jesus am Kreuz, rechts drei Vitrinen mit religiöser Kunst

Raum 6

MITTELALTER

Sakrale Schatzkunst

Zentrum des mittelalterlichen Gottesdienstes war der Altar, dessen prächtiger Schrein weithin sichtbar die christliche Heilsgeschichte und das Leben der Heiligen illustrierte. Ebenso kostbar war die Ausstattung des Altartisches: für Kruzifixe, Monstranzen (Hostienbehälter), liturgische Bücher und Geräte wurden die edelsten Materialien verwendet. Einer der kostbarsten Werkstoffe neben Gold und Silber war in dieser Zeit das Elfenbein.

Seit dem 15. Jahrhundert schmückte man außerdem die Fenster mit Glasscheiben, die mit christlichen Szenen bemalt waren.

Ausstellungsansicht: Vitrinen im Raum und an den Wänden, an der Decke eine historische bemalte Holzvertäfelung

Raum 7

RENAISSANCE

Italien

Die Kunst der Antike erlebte seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert zunächst in Italien, später auch in den Ländern nördlich der Alpen, eine Wieder­geburt. In ihrem geistigen Zentrum stand das Streben nach Erkenntnis der Welt, vor allem nach der Selbsterkenntnis des Menschen. Möglich war dies durch das aufstrebende Bürgertum der wirtschaftlich erstarkten Städte und führende Adelsgeschlechter. Zu dieser Zeit bildete sich ein Weltbild und Lebensgefühl aus, was auf die Erneuerung der klassischen Ideale gerichtet war.

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung verband sich ein glanzvoller Aufstieg der Künste: Der Wohnstil wurde zunehmend prunkvoller und luxuriöser.

Faltblatt Figur Maria mit Jesuskind (PDF)

Raum 8 (Renaissance), Foto: Christoph Sandig

Raum 8

RENAISSANCE

Vertäfelung aus Kloster Cori

Die Wandvertäfelung in diesem Raum stammt aus dem Franziskanerkloster San Francesco in Cori unweit von Rom. Sie schmückte dort das Refektorium, den Speisesaal der Mönche. Ihre besondere Ausstrahlung gewinnt die Vertäfelung durch die feinen und außergewöhnlich ausdrucksstarken Schnitzereien der Kapitelle (Pfeilerbekrönung).

Die Mehrzahl der Kapitelle zeigt Episoden aus dem Leben des heiligen Franziskus von Assisi, des Ordenspatrons der Franziskaner.

Ausstellungsansicht: links eine Vitrine im Raum, rechts eine verglaste rote Wand, im Hintergrund ein Torbogen

Raum 9

RENAISSANCE

Nördlich der Alpen

Nördlich der Alpen setzte die  Hinwendung zu den Idealen der klassischen Antike rund 100 Jahre später ein, als in Italien. Erst gegen 1500 bildete sich ein neues, vom Mittelalter gelöstes, Weltbild und Lebensgefühl.

Das Kunsthandwerk stand nicht mehr in erster Linie im Dienst der Kirche, sondern wurde nun verstärkt auch von den Ansprüchen weltlicher Auftraggeber geprägt. Auch die wohlhabenden Bürger/-innen waren bestrebt, ihr Wohnumfeld repräsentativ und mit Geschmack zu gestalten.

Ausstellungsansicht: dunkelblaue Wände, mehrere Vitrinen im Raumverteil, an der Wand ein großer gold-roter Teppich hinter Glas

Raum 10

RENAISSANCE

Aus dem Leipziger Ratsschatz

Die Objekte aus dem alten Kunstbesitz des Leipziger Rates zählen zum kostbarsten Bestand unserer Sammlung.

Die Herausbildung des Leipziger Ratssilberschatzes vollzog sich während der Renaissance. Nicht selten ließ der Rat Silbersachen mit seinem Wappen versehen. Es diente repräsentativen wie auch praktischen Zwecken. Auch in späterer Zeit häufte der Leipziger Rat Schätze an. Manches blieb im Rathaus, anderes gelangte in die Kunst- und Raritätenkammer der 1677 gegründeten Ratsbibliothek (heutige Leipziger Stadtbibliothek).

Ausstellungsansicht: eine wandfüllende Glasvitrine über Eck, enthält Metallarbeiten und Glasmalerei

Raum 11

RENAISSANCE & BAROCK

Metallarbeiten, Glasmalerei

Schlösser und Beschläge waren Bestandteil der festen Ausstattung eines jeden Gebäudes und waren nicht nur funktional, sondern zugleich sehr prunkvoll in Material und Ausführung gestaltet. Diese bildeten deshalb auch einen frühen Sammlungsschwerpunkt unseres Museums.

Zum beweglichen Besitz aus Metall zählten Alltagsgerät für Haus, Küche und Keller sowie Gegenstände für den sakralen Bereich. Das Anfertigen von Harnischen und Waffen gehörte zu den anspruchsvollsten Aufgaben der Metallverarbeitung. Die Beliebtheit solcher Stücke als Sammelobjekte führte im 19. Jahrhundert zur Entstehung zahlreicher Kopien.

Ausstellungsansicht: ein dunkelroter Raum, im Zentrum ein Durchgang mit Blick auf eine hölzerene Kanzel, links und rechts vom Durchgang Vitrinen

Raum 12

BAROCK

Kanzel aus Velsen-Driehuis

Die Predigt, die Auslegung des Wortes Gottes durch den Priester, erlangte durch die Reformation in allen christlichen Konfessionen einen höheren Stellenwert. Als eine der Folgen dieser Neuerung errichtete man ab dem 17. Jahrhundert in vielen Kirchen prächtige Kanzeln. Die Kanzel wird nun als einheitlicher, geschlossener Körper aufgefasst, der nicht mehr als eigenständiges Objekt im Kirchenraum steht, sondern in diesen baulich integriert ist.

Die Kanzel in diesem Raum stammt aus der katholischen Kirche St. Engelmundus aus Velsen-Driehuis bei Haarlem in Nordholland und ist ein Beispiel für diesen neuen Typus.

Ausstellungsansicht: rote Wände, eine große Vitrine über Eck zeigt religiöse Gegenstände und Textilien

Raum 13

BAROCK & ROKOKO

Liturgische Geräte, Textilien, Bildwerke

Die katholische Kirche behielt unverändert den ganzen Prunk der mittelalterlichen Messe bei. Man erhöhte sogar die Prachtentfaltung als Zeichen äußerer Macht in der Auseinandersetzung mit dem Protestantismus. In den Kirchen wurden für Patrone und andere Heilige Altäre aufgestellt, um Reichtum und Macht zu demonstrieren. In edel gearbeiteten Schaugefäßen (Ostensorien) verwahrte und präsentierte man die Überreste (Reliquien) von Heiligen.

Die protestantische Kirche dagegen lehnte den Prunk der katholischen Messe ab.

Ausstellungsansicht: abgedunkelter Raum, eine lang gezogene Vitrine mit Keramikgefässen

Raum 14

BAROCK

Außereuropäische Einflüsse und Wandel der Sitten

Chinesisches Porzellan war seit dem Mittelalter ein begehrtes Handelsgut, das man vielerorts nachzuahmen suchte. Speziell die Fayence – eine Keramik mit weißer Zinnglasur und kobaltblauer Bemalung – galt als idealer Ersatz für ostasiatisches Porzellan. Die Bezeichnung "Fayence" geht auf den italienischen Ort Faenza zurück, in dem schon im 16. Jahrhundert weißglasierte Keramiken produziert wurden.

Europa huldigte im 16. und 17. Jahrhundert einem ungezügelten Alkoholgenuss. Im gegenseitigen Zutrunk galt es, Trinkfestigkeit und Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Wer es sich leisten konnte, besaß seinen eigenen Trinkkrug, oft mit Monogramm oder Widmungsinschrift versehen.

Ausstellungsansicht: abgedunkelter Raum, mit dunkelblauen Wänden, links und rechts wandhohe Vitrinen mit textiler Spitze

Raum 15

RENAISSANCE / BAROCK / ROKOKO

Spitzen

In diesem Raum sind eine kleine Auswahl unserer umfangreichen Spitzensammlung in Kombination mit Ledertapeten und sogenannten Gebildedamasten vereint.

Spitze galt seit der Renaissance als Ausdruck von Wohlstand und gipfelte in einer regelrechten "Spitzenhysterie": Krawatten, Manschetten und Mieder wurden mit Kaskaden üppig gerüschter Spitzen besetzt. Auch für Seidenstoffe, Fächer, Porzellane oder Möbelbeschläge wurden Spitzenmuster verwendet.

Ausschnitt eines runden Holztisch, der mit Lebensmitteln und prunkvollen Gefäßen gedeckt ist

Raum 16

BAROCK

Stillleben

In diesem Raum sind Objekte in der Art eines üppigen barocken Prunkstilllebens arrangiert. Genüsslich wandert das Auge über die Inszenierung von Speisen, Naturalien und Gegenständen des Kunsthandwerks aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

In fast allen diesen Stillleben finden sich Vanitas-Symbole wie Blumen, Kerzen, Schädel, Insekten, Spiegel, Seifenblasen oder beschädigte Gegenstände, die auf die Endlichkeit des Lebens aufmerksam machen sollen.

Ausstellungsansicht: rote Wände, viele kleine Vitrinen in der Wand eingelassen und Möbelstück aus dunklem Holz

Raum 17

BAROCK

Kunstkammerstücke

Einige Stücke unserer barocken Kunstkammer entstammen dem Leipziger Kunst- und Raritätenkabinett, welches 1677 nach dem Vorbild fürstlicher Kunstkammern  eingerichtet wurde.

Die Kunst- und Wunderkammern bildeten die Urformen der modernen Museen. Man verstand diese frühen „Museä“ als Spiegel der erkennbaren Welt, deren Geheimnisse es zu entschlüsseln galt. Es wurde nicht nur gesammelt, um zu besitzen, sondern vor allem, um zu verstehen.

Raum 18

BAROCK

Gruftgitter, Sandsteinskulpturen

Der wirtschaftlichen Erfolg und enorme Reichtum der Stadt Leipzig wirkte sich maßgeblich auf deren äußeres Erscheinungsbild aus. Auch die barocken Gärten vor den Toren der Stadt sowie die neu entstandenen Handelshöfe und Palais‘ erhielten reich verzierte Tor- und Fenstergitter.

Im Zuge der Aufhebung des Alten Johannisfriedhofes im späten 19. Jahrhundert gelangten zahlreiche schmiedeeiserne Gittertore der ehemaligen Grüfte als Schenkung in das Museum.

Ausstellungsansicht: links eine große Vitrine im Raum, recht an der Wand ein Relief, im Hintergrund ein Holzschrank

Raum 19

BAROCK

Sachsen

Macht und Reichtum des sächsischen Kurfürstentums gründeten maßgeblich auf seiner ökonomischen Stärke. Reiche Bodenschätze und eine kluge Wirtschaftspolitik ermöglichten die Blüte zahlreicher Handwerke und die Gründung der ersten Manufakturen.

Kurfürst Friedrich August I. (August der Starke) bemühte sich, das „weiße Gold“ auch im eigenen Land herstellen zu lassen. 1709 gelang es in Dresden, das erste weiße Hartporzellan Europas zu entwickeln. Wenig später wurde die Porzellanmanufaktur auf die Albrechtsburg nach Meißen verlegt.

Ausstellungsansicht: Mehrere hohe Vitrinen im Raum verteilt, enthalten Porzellan

Raum 20

BAROCK / ROKOKO

Porzellan

Trotz strengster Geheimhaltung wurde das Rezept zur Herstellung von Porzellan, das sogenannte Arkanum, verraten, sodass schon 1719 in Wien und 1720 in Venedig Porzellan angefertigt werden konnte. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden weitere leistungsfähige Porzellanmanufakturen.

Schon früh gingen diese dazu über, ihre Produkte mit Marken zu versehen, um sich gegen Missbrauch zu schützen. Die Motive bezogen sich häufig auf Wappen, so z. B. die Meissener Schwerter, das Berliner Zepter oder der Wiener Bindenschild.

Ausstellungsansicht: abgedunkelter Raum mit einer flachen Vitrine mit Porzellan und einer Wandtapete angelehnt an chinesische Kunst, rechts eine weitere Vitrine

Raum 21

ROKOKO

Chinoiserien

Der Einfluss der asiatischen Kunst in Europa zeigt sich nirgends so deutlich wie in den Dekorationen im „Chinageschmack“. Berichte von Reisenden sowie die aus dem Reich der Mitte eingeführten Luxusgüter vermittelten in Europa den Eindruck, China sei ein irdisches Paradies. Gern umgab man sich mit Objekten aus diesem fernen Land.

Chinesisches Porzellan, Lackarbeiten, Seide und Papiertapeten waren vor allem im späten 17. und 18. Jahrhundert populär. Diese auf Leinwand gemalte Tapete im chinoisen Stil stammt aus dem ehemaligen Rittergut Zehmen südlich von Leipzig, entstand aber wohl in Bayern in der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Ausstellungsansicht: gelbe Wände, links eine große Vitrine mit einem historischen Abendkleid, rechts hinten ein reich verzierter Kachelofen

Raum 22

ROKOKO

Das zentrale Ornament des Rokoko ist die Rocaille, die Eingang in nahezu alle Bereiche der Gestaltung fand.

Nach dem Tod Ludwig XIV. (1715) entfloh der französische Adel dem strengen Hofzeremoniell und frönte auf seinen Landschlössern einem ungezwungeneren Lebensstil. Man vertrieb sich die Zeit mit ländlichen Vergnügungen und galanten Tändeleien. Die Leipziger Messen waren ein Hauptabsatzort für die im 18. Jahrhundert beliebten Galanteriewaren.

Ausstellungsansicht: abgedunkelter Raum, links ein wandfüllender Teppich, rechts verschiedene Möbelstücke

Raum 23

KLASSIZISMUS

Gobelin, Möbel

Als Reaktion auf die überbordende Ornamentik des Rokoko setzte sich um 1770 mit dem Klassizismus eine neue künstlerische Strömung durch, die sich wiederum auf die klassische griechische und römische Antike bezog.

Der große Gobelin im Zentrum dieses Saals gehört in eine Reihe von Wandbehängen, die im Entwurf den Fresken Raffaels folgen. Diese Malereien entsprachen ganz dem an der Antike orientierten Geschmack.

Ausstellungsansicht: rote Wände, links und rechts an den Wänden gerahmte Grafiken

Raum 24

KLASSIZISMUS

Piranesi

Dieser Raum ist dem Malerradierer, Architekten und Archäologen Giovanni Battista Piranesi (1720–1778) gewidmet. Sein druckgrafisches Werk ist nahezu komplett in unserer Sammlung vorhanden. Darin spiegelt sich Piranesis Auseinandersetzung mit der Stadt Rom, ihren antiken Überresten und urbanen Strukturen.

Das mehr als tausend Radierungen umfassende Œuvre Piranesis lieferte Vorlagen und Anregungen für Form und Dekor der klassizistischen Epoche.

Ausstellungsansicht: rechts eine große Vitrine, links eine kleine Vitrine mit Porzellan, dazwischen ein Sekretär aus Holz

Raum 25

KLASSIZISMUS

Louis-seize / Oeser

In den 1760er Jahren setzte in Frankreich ein Stil ein, der den Übergang vom Rokoko zum Klassizismus bezeichnet. Nach dem französischen König Ludwig XVI. wird er Louis-seize genannt. Seine allgemeinen Merkmale sind stille Klarheit und Zartheit.

Der zweite Raumabschnitt ist Adam Friedrich Oeser (1717–1799) gewidmet. Der vielseitige Maler, Radierer und Entwerfer plastischer Arbeiten wurde 1764 als erster Direktor der neubegründeten Leipziger Kunstakademie berufen. Die Gedanken von der „edlen Einfalt und stillen Größe“ gab er an Winckelmann und Goethe weiter.

Ausstellungsansicht: ein leerer Raum mit Kronleuchter, die Wände sind mit bemalten Tapeten verziert, die bewachsene Ruinen zeigen

Raum 26

KLASSIZISMUS

Der römische Saal aus Schloss Eythra

Selten sind gemalte Tapeten des 18. Jahrhunderts so vollständig erhalten geblieben, wie die aus dem ehemals südlich von Leipzig befindlichen Schloss Eythra.

Die Bildtapeten basieren auf Blättern von Piranesis Folge „Vedute di Roma“.

Ausstellungsansicht: links eine große Vitrine mit Gefäßen, rechts ein Möbelstück aus Holz

Raum 27

KLASSIZISMUS

Antikenrezeption

Das Zeitalter der Aufklärung hatte die gesellschaftspolitischen Voraussetzungen für eine Wiederentdeckung antiker Ideale geschaffen.
 
Die Ausgrabungen in Herculaneum und Pompeji trugen ihrerseits dazu bei, die Begeisterung weiter zu schüren. Ein Besuch dieser antiken Stätten gehörte oft zum Pflichtprogramm einer Grand Tour. Mitgebrachte, aber auch nachempfundene Antiken sollten die Erinnerung an die Reiseerlebnisse wach halten.

Ausstellungsansicht: eine wandhohe Vitrine mit gelber Wand, darin ein Abendkleid, eine Liege und ein Portrait

Raum 28

KLASSIZISMUS

Empire & Eisenkunstguss

Die aus dem Französischen stammende Stilbezeichnung Empire bezieht sich auf die Regierungszeit Napoleon Bonapartes. Wie schon im 18. Jahrhundert wurde Frankreich und vor allem der französische Hof nun wieder Modevorbild für ganz Europa.

Ende des 18. Jahrhunderts verbreitete sich die in England neu entwickelte Technik des Eisenkunstgusses auch in deutschen Gebieten, insbesondere in Preußen. Die neue Technik erlaubte es, sehr filigrane Stücke von bis heute unübertroffener Qualität zu fertigen.

Raum 20 (Biedermeier), Foto: Esther Hoyer

Raum 29

BIEDERMEIER

Unter dem Druck der restaurativen Herrschaftsverhältnisse nach dem Wiener Kongress 1815 vollzog sich ein verstärk­ter Rück­zug ins Private. Geselligkeit und Hausmusik waren wichtige Bestandteile des Lebens.

Gleichzeitig liegt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Beginn der industriellen Revolution: Seit 1835 verkehrte in Deutschland die Eisenbahn. Rasch entstand eine blühende Andenken-Industrie, die Souvenirs wurden zusammen mit anderen Erinnerungsstücken in den Wohnräumen stolz zur Schau gestellt.

Ausstellungsansicht: links ein großer Kamin aus Stein, zentral steht ein Tisch aus dunklem Holz, darum eine Vasen, Skulpturen und Möbel

Raum 30

HISTORISMUS

Der Begriff Historismus weist auf Geschichte als primäre Voraussetzung für die Gegenwart; in der Kunst auf die Nachahmung des Formengutes vergangener Epochen. Die Zeit zwischen 1840 und 1900 stand unter diesem Stern.

Auch Museumsgründungen brachten solche Anregungen. In Leipzig rief 1865 Albert von Zahn eine Vorbildersammlung ins Leben, der das 1874 eröffnete Kunstgewerbemuseum folgte – eine der frühesten Institutionen dieser Art. Ankäufe von Weltausstellungen aus der Frühphase des Museums zeigen wir in diesem Raum gemeinsam mit späteren Erwerbungen.